Grenzort Wahrstedt?
Ja, das stimmt! Wahrstedt lag über viele Jahre hinweg an verschiedenen Grenzen und liegt auch heute noch an einer Grenze. Einst verlief die Grenze zwischen Braunschweig und Preußen direkt durch unser Dorf. Doch die eigentliche, natürliche Grenze war der nahegelegene Fluss Aller. Seit 1945 bildete die Aller die Grenze zwischen der sowjetischen und der britischen Zone, später wurde sie zur Staatsgrenze zwischen der BRD und der DDR. Auch heute noch bildet sie eine Grenze, jedoch nur noch zwischen den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. So ist sie heute sicherlich die friedlichste aller Grenzen!“
Grenze wird geöffnet!
Am 22. November 1989, dem Buß- und Bettag, wurden im Kreisgebiet Helmstedt an zahlreichen Stellen die Grenzen geöffnet. Zu dieser Zeit bereiteten die DDR-Grenztruppen im Bereich Oebisfelde intensiv die Wiederherstellung der Brücke über die Aller und die Befestigung der Straße nach Oebisfelde vor, um den Grenzübergang am 26. November befahrbar zu machen. Am Buß- und Bettag verfolgten etwa 6000 Menschen die Arbeiten auf der DDR-Seite zwischen Büstedt und Oebisfelde.
Am 26. November 1989 um 6 Uhr morgens wurde der Übergang geöffnet. Es war ein eisig kalter Tag mit Schneefall und Glatteis. An diesem Tag kam der Verkehr in Wahrstedt und Velpke im Westen sowie in Oebisfelde im Osten vollständig zum Stillstand. Nicht weniger als 28.000 Fußgänger machten sich von Oebisfelde nach Velpke auf den Weg, während 21.000 Menschen in die umgekehrte Richtung unterwegs waren. Der Empfang auf beiden Seiten war herzlich und festlich, mit Musik, warmen Getränken, Essen und kleinen Geschenken. Die Kirchen hatten geöffnet, und die Kommunalpolitiker beider Seiten würdigten diesen bedeutenden Tag.
Die Grenze, die einst unser Volk trennte, ist nun Geschichte. Was uns bleibt, sind die Erinnerungen – an schwere Zeiten, aber auch an den Tag der Grenzöffnung. Es war ein Tag voller Freude, Wiedersehen und neuer Freundschaften, ein Tag mit Volksfeststimmung. Für alle, die diesen Moment erlebten, wird er unvergessen bleiben, und auch Jahre später wird man erzählen: 'Weißt du noch, damals, am 26. November 1989...
Der Alltag hat uns inzwischen wieder eingeholt. Heute fahren wir nach Oebisfelde und überqueren den einstigen 'Todesstreifen'. Zwei Dinge erinnern noch an die Realität vor dem 22. November 1989: Ein Hinweisschild auf der westlichen Seite markiert den Verlauf des ehemaligen Todesstreifens, und ein Denkmal auf der östlichen Seite mahnt an die einstige innerdeutsche Grenze.